B-Werk Besseringen
In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg entstand an der Westgrenze des damaligen Deutschen Reiches eine vom Niederrhein bis kurz vor Basel reichende, rund 630 Kilometer lange Befestigungslinie aus Bunkern, Panzersperren, Gräben und Stacheldrahtverhauen – der Westwall. Von ursprünglich 22.000 geplanten Bunkern wurden schließlich ca. 17.000 realisiert. Konzeptionell bereits während der Weimarer Republik von der Reichswehr als Grenzbefestigung angedacht, wurde der Westwall unter den Nationalsozialisten ein Instrument zur militärischen Absicherung der Vision vom "Lebensraum im Osten". Unter diesem Propagandabegriff verbarg sich die militärische Eroberung von Staaten in Ost- und Südosteuropa, deren Ausplünderung und die Versklavung bzw. Ermordung der dortigen Bevölkerung nach rassistischen Gesichtspunkten. Um die militärische Stärke des Westwalls zu überhöhen, wusste die NS-Propaganda die Öffentlichkeit im In- und Ausland mit Zahlen zu hunderttausenden Arbeitern, tausenden von Bunkern und enormen Mengen an Beton und Stahl zu beeindrucken. Die großen Zahlen jedoch wirken noch heute in den Medien nach und überzeichnen die militärische Bedeutung des Westwalls.
Nur 32 Bunker am Westwall waren sogenannte „B-Werke“. Die Bezeichnung „B“ wies auf eine Ausbaustärke der Bunkerdecke und der Außenwände von mindestens 1,50 m Stahlbeton hin. Das von 1938 bis 1939 zwischen Merzig und Besseringen erbaute B-Werk, unmittelbar an der Zufahrtsstraße zur Bundeswehrkaserne „Auf der Ell“ gelegen, ist das einzige dieser 32 B-Werke des Westwalles, das im 2. Weltkrieg und bei der Beseitigung durch die Besatzungsmächte unbeschädigt blieb. Es ist noch in seiner gesamten originalen Bausubstanz mit allen Waffenkuppeln erhalten. Das wehrtechnisch bemerkenswerte Baudenkmal, von dem an der Oberfläche lediglich die Panzerkuppeln und der Eingangsbereich wahrzunehmen sind, erstreckt sich auf einer Länge von 24,60 Metern, einer Breite von 17,80 Metern und reicht über zwei Vollgeschosse in die Tiefe. Die Bunkeranlage mit ihren 44 Räumen unterschiedlicher Größe wurde über ab 1997 von ehrenamtlichen Helfern der Reservistenkameradschaft Merzig e. V. freigelegt und von der Kreisstadt Merzig in Zusammenarbeit mit dem Verein für Heimatkunde Merzig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das B-Werk Besseringen ist ein historisches Gebäude, das ausschließlich für den Krieg geplant, gebaut und eingerichtet wurde. Mit seinen enormen Baukosten steht es stellvertretend für die unethische Ressourcenverwendung zugunsten sogenannter „kriegswichtiger“ Prestigeprojekte gegenüber ziviler Bauprojekte wie Schulen, Krankenhäuser und Sozialwohnungen und entlarvt somit den Nationalsozialismus als militaristische und unsoziale Ideologie, die den Krieg über das Leben stellt. Die Ausstellung im Untergeschoss schlägt den Bogen zum Kriegsgeschehen im Zweiten Weltkrieg als verheerendsten und brutalsten Krieg der Weltgeschichte mit etwa 50-60 Millionen Toten sowie der Verfolgung und den industriellen Massenmord an Juden, Homosexuellen, Sinti & Roma, körperlich und geistig behinderten Menschen und Andersdenkenden, den das faschistische NS-Regime als Auftraggeber des B-Werk Besseringen zu verantworten hat.
Öffnungszeiten:
April bis September: Sonntag von 14:00 bis 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
Führungen auf Anfrage (ab fünf Personen), Samstags keine Führungen
Schwerpunkte der Touristischen Inwertsetzung
Das Konzept für die Bunkeranlage in Besseringen wurde gemeinsam von der Stadt Merzig, der unteren Denkmalschutzbehörde, der Reservistenkameradschaft Merzig und dem Verein für Heimatkunde Merzig e.V. erarbeitet und vom Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes begleitet. Das Konzept sieht u. a. die Präsentation der beiden Schwerpunkte „Mahnmal gegen Krieg“ und Gewalt sowie „Westwall- und Bunkermuseum“ vor.
Diese Schwerpunkte stellen den besonderen Mahnmalcharakter des B-Werkes als Teil einer riesigen Kriegsmaschinerie heraus. In einem authentischen Gebäude wie dem B-Werk Besseringen, das ausschließlich für den Krieg geplant, gebaut und eingerichtet wurde, erscheint es geradezu verpflichtend, mit einer Präsentation auf die Folgen von Krieg und Gewalt in unserer Region hinzuweisen. Die Präsentation will insbesondere an das Leid erinnern, das während der Zeit von 1935 bis 1945 auch die Menschen in der Region betroffen hat.
Die Präsentation will dies durch die Berücksichtigung der folgenden Themen erreichen:
Verfolgung und Widerstand im Kreis Merzig-Wadern
Das B-Werk Besseringen wurde in der Zeit des „Dritten Reiches" gebaut. Auf die politischen und rassistischen Verfolgungen unter den Nationalsozialisten in unserer Region soll dieser Beitrag hinweisen.
Die Kämpfe am Orscholz-Riegel
Zu einer Zeit, als der Krieg für Deutschland längst verloren war, starben am Orscholz-Riegel noch Tausende deutsche und amerikanische Soldaten. Die Kämpfe am Orscholz-Riegel waren die größte militärische Operation, die jemals im Landkreis Merzig-Wadern stattgefunden hat.
Verluste der Zivilbevölkerung im Kreis Merzig-Wadern
Während die Verluste der Soldaten relativ gut bekannt sind, fehlen oft ausreichende Angaben über die Zivilisten. Im B-Werk Besseringen gibt eine Liste Auskunft über die Verluste der Zivilbevölkerung aus fast allen Orten des Kreises
Munitionsunglück 1947
Durch unsachgemäßes Hantieren mit Munition starben 1947 zwei junge Männer im Alter von 17 bzw. 25 Jahren im B-Werk Besseringen.
Westwall- und Bunkermuseum
Diese Präsentation wird derzeit vorbereitet und soll die Planung und den Ausbaustand des Westwalles im Bereich der Region Merzig-Wadern beschreiben und insbesondere die eigene Geschichte des B-Werkes (Planung, Bau, Funktion der Räume, Waffen usw.) darstellen.
Arbeitsgruppe B-Werk Besseringen
Das B-Werk Besseringen ist Eigentum der Stadt Merzig. Der Verein für Heimatkunde Merzig e.V. ist von der Kreisstadt Merzig mit der Restauration und der Gewährleistung des Museumsbetriebs beauftragt worden. Die Arbeiten im B-Werk sowie die Besuchstage werden im Verein von der "Arbeitsgruppe B-Werk Besseringen" durchgeführt. Die Arbeitsgruppe B-Werk trifft sich jeden Samstag zwischen 14:00 und 18:00 Uhr am Bunker.
Impressionen:
So finden Sie uns:
Weitere Informationen:
Kreisstadt Merzig